Diagnose Diabetes Typ 1 bei 11-jährigem Ilias
Moderne Technik und starke Begleitung ermöglichen ein selbstbestimmtes Leben
Der 11-jährige Ilias aus Elsdorf hat bereits seit seiner Geburt viele gesundheitliche Herausforderungen gemeistert. Aufgrund einer Spina bifida („offener Rücken“) wurde er schon im Mutterleib operiert. Seine Beine sind seitdem gelähmt, zudem ist sein Verdauungssystem ist sehr sensibel und bedarf besonderer Rücksicht. Trotz dieser Einschränkungen führt Ilias ein aktives Leben – mit großer Begeisterung spielt er im Rolli-Basketballteam seiner Schule.
v.l.: Dana Walczuch, Diabetesberaterin, Massira Kalmua, Ilias´Mutter, Dr. med. Mohammed Ben-Ghozzi, Oberarzt Pädiatrie und Diabetologe, Ilias, Tanja Fusari, Diabetesberaterin
Als Ilias’ Mutter, Massira Kalmua, vor einigen Wochen bemerkte, dass ihr Sohn ungewöhnlich viel trank und nachts vermehrt Urin ausschied, suchte sie sofort ärztlichen Rat. Eine Urinuntersuchung brachte schließlich die beunruhigende Nachricht: Der Glukosewert war deutlich erhöht. Ein anschließender Blutzuckertest bestätigte die Diagnose – Ilias leidet zusätzlich an Diabetes mellitus Typ 1.
In der Kinderklinik am St. Marien-Hospital wurde Ilias vom interdisziplinären Team der Kinderdiabetologie aufgenommen und umfassend betreut. Dort lernte er und seine Mutter, was die Krankheit bedeutet, wie Insulin im Körper wirkt und welche Folgen es hat, wenn es fehlt. Um Ilias den Alltag zu erleichtern, wurde ihm ein Insulinport gelegt und eine Insulinpumpe eingesetzt. Über eine begleitende App können alle relevanten Werte in Echtzeit abgerufen und überprüft werden. Die Pumpe reguliert die Insulinabgabe automatisch, während die App bei Unregelmäßigkeiten sofort warnt.
„Diese moderne technische Unterstützung gibt mir Sicherheit“, sagt Massira Kalmua. „Ich kann sofort sehen, wenn etwas nicht stimmt, und rechtzeitig reagieren – etwa, wenn der Port oder die Pumpe gewechselt werden müssen.“
Neben der technischen Versorgung erhält Ilias auch eine individuelle Ernährungsberatung. Dabei lernt er, wie verschiedene Lebensmittel – insbesondere Kohlenhydrate – seinen Blutzuckerspiegel beeinflussen. Für ihn ist das kein Problem:
„Ich esse sowieso kaum Süßes, weil ich merke, dass es mir nicht guttut. Ich trinke lieber viel Wasser und achte auf gesunde Ernährung“, erzählt der aufgeweckte Junge mit einem Lächeln.
Diabetes ist nicht gleich Diabetes.
Während Erwachsene meist an Typ-2-Diabetes erkranken – also einer Form, die oft mit Ernährung, Bewegung und Stoffwechsel zusammenhängt – betrifft Kinder und Jugendliche fast immer der Typ-1-Diabetes.
Bei Typ-1-Diabetes handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung: Das Immunsystem zerstört die Zellen in der Bauchspeicheldrüse, die das lebenswichtige Insulin produzieren. Ohne Insulin kann der Zucker aus der Nahrung nicht in die Körperzellen gelangen – der Blutzuckerspiegel steigt gefährlich an. Kinder können also nichts dafür, sie haben die Krankheit nicht „bekommen“, weil sie zu viel Süßes gegessen haben, sondern weil ihr Immunsystem fälschlicherweise eigene Zellen angreift.
„Diabetes im Kindesalter unterscheidet sich von der Erkrankung bei Erwachsenen“, erklärt Dr. med. Ben-Ghozzi, Oberarzt der Kinderdiabetologie am St. Marien-Hospital. „Kinder befinden sich im Wachstum, ihr Stoffwechsel ist viel dynamischer und reagiert empfindlicher auf kleinste Veränderungen. Deshalb müssen Insulindosierung, Ernährung und Bewegung ganz individuell abgestimmt werden. Unser Ziel ist es, die Kinder so zu begleiten, dass sie ihre Krankheit verstehen, sicher damit umgehen und dennoch ein aktives, unbeschwertes Leben führen können.“
Das Team der Kinderdiabetologie begleitet Ilias und seine Familie engmaschig – mit regelmäßigen Kontrollen und Schulungen, um den Umgang mit der Erkrankung weiter zu festigen. Ziel ist es, Ilias trotz seiner chronischen Erkrankungen ein aktives, sicheres und selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.