Herzenssache Uganda: Hilfe, die unter die Haut geht (Teil 3)
Armut, Alltag und Hoffnung
Die Welt, in der Michaela Kapell und ihr Team von Interplast Germany in Jinja/Uganda arbeiten, ist weit entfernt von dem, was wir in Europa als Alltag kennen. Neben den langen OP-Tagen ist es vor allem das Leben der Menschen, das unter die Haut geht – geprägt von Armut, Verzicht und dennoch erstaunlicher Stärke.
Häuser aus Kuhmist und Asche – Leben auf engstem Raum
Viele Familien leben in einfachen Hütten, gebaut aus einer Mischung aus Kuhmist und Asche, manchmal notdürftig mit Farbe verschönert. Was für uns unvorstellbar klingt, ist hier tägliche Realität: Enge, kein Strom, kein fließendes Wasser. Eine Großfamilie teilt sich oft wenige Quadratmeter – Schlafplätze werden improvisiert, Privatsphäre ist Luxus.
So wird gelebt, gespielt, gewaschen.
Kochen auf offener Flamme – wenn Alltag zur Gefahr wird
Die Küche einer Familie
Gekocht wird auf offenen Feuerstellen. Holz, Kohle oder getrockneter Kuhdung dienen als Brennmaterial. Diese Art zu kochen birgt große Risiken, vor allem für Kinder. Immer wieder kommt es zu schweren Verbrennungen. Michaela und ihre Kolleginnen und Kollegen betreuen aktuell eine junge Mutter mit ihrem kleinen Sohn – beide schwer verletzt, nachdem sie das Kind aus den Flammen gerettet hat.
Unterwegs auf Boda-Bodas – mit Mut, aber ohne Sicherheit
Mobilität ist ein Abenteuer. Auf den sogenannten Boda-Bodas, kleinen Motorrädern, fahren oft drei oder vier Personen gleichzeitig – ohne Helm, ohne Schutz. Auch Patienten kommen auf diese Weise zur Klinik. Manchmal barfuß, oft mit verschlissener, verschmutzter Kleidung – aber immer mit Hoffnung auf Hilfe.
Waschen im Fluss
Hygiene ist Mangelware. Körperpflege und Kleidung werden im Fluss oder in Waschbütten erledigt. Deshalb bringt das Team für Ihre Patienten immer Seife mit. Es sind diese scheinbar kleinen Dinge, die zeigen, wie groß die Not ist.
Fehlendes sauberes Wasser und mangelnde Hygiene fördern Infektionen und Krankheiten
Schmutzige und verschlissene Kleidung
Hunger, der sichtbar ist
Viele Menschen in Jinja sind unterernährt. Kinder mit „Hungerbäuchen“, also aufgeblähten Bäuchen durch Eiweißmangel (Kwashiorkor), sind keine Seltenheit. Die Ernährung ist extrem einseitig – Kochbananen, Bohnen, Maismehlbrei. Fleisch, Fisch oder Milchprodukte sind purer Luxus und für viele selten auf dem Speiseplan. Mangelerscheinungen gehören zum Alltag, vor allem bei Kindern.
Hoffnung unter schwierigsten Bedingungen
Trotz all dieser Umstände spürt man in Jinja nicht nur Armut – man spürt auch Wärme, Lebensfreude und eine enorme Dankbarkeit. Michaela sagt:
„Die Menschen haben fast nichts – und teilen doch alles, was sie haben. Das bewegt mich jedes Mal aufs Neue.“
Der Einsatz von Michaela und ihrem Team bedeutet für viele nicht nur medizinische Hilfe, sondern ein echtes Stück Hoffnung. Hoffnung auf Heilung. Hoffnung auf ein selbstbestimmteres Leben. Hoffnung darauf, gesehen zu werden.
Wir sind tief beeindruckt von diesem Engagement – und stolz, eine so engagierte Kollegin in unseren Reihen zu wissen.